Sturm über Europa – Die »Keltischen Wanderungen« und die Expansion der Latène-Kultur

Mittwoch · 17.04.2024 · 18:00 Uhr
Dr. Martin Schönfelder (Leibniz-Zentrum für Archäologie, Mainz)
kelten römer museum manching · Im Erlet 2 · D-85077 Manching

Traditionell werden unter den »Keltischen Wanderungen« die kriegerischen Expansionen der Kelten nach Italien und Griechenland verstanden. Die Schilderungen dieser Ereignisse in den antiken Schriftquellen lassen sich mit den archäologischen Relikten aber nur bedingt nachvollziehen. Vielmehr sind durch sie noch weitere Phänomene der Ausbreitung der keltischen Latène-Kultur in ganz Europa zu greifen.

Im Zeitabschnitt zwischen dem 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. finden neben der Ausdehnung der Latène-Kultur sowie der weiten Verbreitung von Latène-Formen – wie Waffen und Fibeln – sehr dynamische soziale Prozesse in den eisenzeitlichen Gesellschaften statt. Gleichzeitig verändert sich in Mitteleuropa die Idee einer Elite – und damit auch das Bild der materiellen Kultur allgemein, etwa in Gräbern. Architektonisch ausgestaltete Heiligtümer und Münzwirtschaft sind weitere sichtbare Kennzeichen dieser Entwicklungen.

So entstehen die Grundlagen der sogenannten Oppida-Kultur mit befestigten Siedlungen von beträchtlichen Ausmaßen. Manching mit seiner offenen Großsiedlung ist dabei bereits vor der Entstehung des Oppidums ein wichtiger Baustein in einem europäischen Puzzle.

Abbildung: Kelten kommen 387 v. Chr. bis Rom – und hinterlassen so Spuren in den Schriftquellen. Archäologische und historische Forschungen müssen seither in Einklang gebracht werden. © Stich nach Paul Lehugeur / Scan: LEIZA
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