Archiv für den Monat: November 2022

Palisade, Wall und Graben – Herrenhöfe und Viereckschanzen der Eisenzeit in Bayern

Mittwoch · 16.11.2022 · 18:00 Uhr
Dr. Walter Irlinger (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München)

Der bayerische Landesarchäologe Dr. Walter Irlinger widmet sich in seinem spannenden Vortrag dem südlichen Deutschland der Eisenzeit, das ein vielfältiges Bild der Besiedlung aufwies. Neben den Höhensiedlungen, den spätkeltischen Oppida und den offenen unbefestigten Siedlungen prägen besondere Bauformen wie die »Herrenhöfe« der älteren Eisenzeit und die »Viereckschanzen« des 2. und 1. Jahrhunderts v. Chr. das Bild der Siedlungslandschaften. Obwohl sie zeitlich nicht direkt aufeinander folgen, zeigen sie ähnliche Elemente in der Bebauung und weisen auf eine Differenzierung der heimischen Besiedlung hin.

Während der älteren Eisenzeit gibt es die sogenannten Herrenhöfe. Sie zeichnen sich durch eine räumliche Abgrenzung gegenüber dem Umland aus. Grabensysteme und Palisadenzäune sind hier die typischen Elemente. Ihre besondere Stellung wird auch dadurch deutlich, dass sich in der Nähe häufig Grabhügelfelder befinden und sie an wichtigen Handelswegen errichtet wurden.

In der spätkeltischen Zeit prägen die vielfach nachgewiesenen »Viereckschanzen« das Bild der Siedlungslandschaften. Charakteristisch ist dabei die Kombination von Wall und Graben als äußere Begrenzung. Durch Ausgrabungen gibt es verschiedene Belege, dass ursprünglich auch die Kombination von Graben und Palisade, also ähnlich wie bei den »Herrenhöfen«, bestand. Unterschiede der Anlagen ergeben sich durch ihre Größe, Lage und ihrem räumlichen Bezug zu anderen Siedlungen. So ist zum Beispiel im Umland des Oppidums von Manching oder anderer Großsiedlungen in Bayern eine größere Zahl an »Viereckschanzen« bekannt.

Die aktuelle Sonderausstellung »Im Dienste Roms – Legionen und Hilfstruppen« wurde bis zum 19.03.2023 verlängert und ist am 16.11.2022 bis zum Beginn des Vortrages von Herrn Irlinger geöffnet. Eine Anmeldung zum Vortrag ist nach aktuellem Stand nicht erforderlich.

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Kleine Römer ganz groß!

Manchinger Sonderausstellung »Im Dienste Roms« wird verlängert

Leuchtende Kinderaugen, eine rege Beteiligung und begeisterte Kommentare! Die Modell- und Mitmachausstellung »Im Dienste Roms – Legionen und Hilfstruppen« sollte eigentlich nur bis zum 6. November 2022 im kelten römer museum manching laufen. Aufgrund des großen Erfolges wird sie nun aber bis zum 19. März 2023 verlängert.

Ein Blick in das prall gefüllte Gästebuch zeigt, warum die Manchinger Erlebnisausstellung bei Jung und Alt auf so großes Interesse stößt. So lobt Familie Herre aus Wolnzach: »Einfach nur ein WOW für diese Ausstellung! Unsere Kinder (5 und 7 Jahre) sind begeistert – vor allem vom echten Reinfühlen in Kleidung und Rüstung.« Ähnlich äußern sich Anna und Tobias aus München: »Sehr schöne Ausstellung! Besonders die interaktiven Elemente machen sie lebendig.« Rommy und Claude kamen sogar aus Frankreich nach Manching. Ihr Kommentar: »Sehr interessant und abwechslungsreich! Die Anzahl der Figuren in den Modellen ist beeindruckend.« Schulbub Adrian zeigt sich ebenfalls begeistert: »Das Üben mit Schwert Hat mir am besten gefallen und die fielen Legionere.«

Museumsleiter Tobias Esch war sich daher schnell mit dem Leihgeber Mules of Marius einig, die Sonderausstellung gleich um vier Monate zu verlängern. Anlass boten nicht nur die guten Besucherzahlen, sondern vor allem – so Esch – das überzeugende pädagogisch-didaktische Konzept: »Das römische Militär war ein komplexes Gebilde, bei dem man schnell den Überblick verliert. Die Ausstellung meistert den Spagat, die antike Supermacht Rom auf lehrreiche, aber zugleich anschauliche, unterhaltsame und interaktive Weise erneut zum Leben zu erwecken.«

Kleine und große Gäste dürfen sich auf faszinierende Modelle mit Tausenden von Miniatursoldaten, lebensgroße Zeichnungen, originalgetreue Repliken und spannende Mitmachstationen freuen. Durch die geschickte Verteilung von Legionen kann man sein strategisches Talent demonstrieren, in voller Rüstung vor einer Fotowand posieren oder sich mit Schwert und Schild an einem Übungspfahl beweisen. Anfassen und Ausprobieren sind also ausdrücklich erwünscht.

Bei aller Faszination für die Effizienz und Schlagkraft der römischen Truppen geht es in der Ausstellung aber nicht um eine Glorifizierung des Krieges. Esch betont: »Das Militär war ein brutales Unterdrückungsinstrument, das dem Imperialismus Roms und dem persönlichen Machterhalt der Kaiser diente.« Gerade vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine werden also auch die Schattenseiten der römischen Armee beleuchtet. Hierfür steht sinnbildlich ein Modell, das einen grausamen Angriff römischer Soldaten auf ein germanisches Dorf zeigt.

Die verlängerte Sonderausstellung wird von einem Rahmenprogramm mit Führungen, Workshops und Vorträgen begleitet:

Sonntag · 27.11.2022 · 14 Uhr · offene Führung
Donnerstag · 29.12.2022 · 14 Uhr · offener Workshop für Kinder ab 8 Jahren
Sonntag · 29.01.2023 · 14 Uhr · offene Führung
Sonntag · 26.02.2023 · 14 Uhr · offene Führung

Mittwoch · 18.01.2023 · 18 Uhr
»Cambodunum – Kempten: Von der ältesten Römerstadt Bayerns zum Archäologischen Park«
Kostenfreier Vortrag von Dr. Maike Sieler (Kempten)

Samstag · 04.02.2023 · 18 Uhr
»Unleash Hell – The Roman Army on Screen«
Kostenfreier Vortrag von Graham Sumner (Mold/GB) in englischem Originalton

Sonntag · 05.02.2023 · ab 13 Uhr
Blick hinter die Kulissen mit Graham Sumner und Mules of Marius
Englischkenntnisse erforderlich!

Fotos: Josef Holzmayr und Erich Reisinger

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